Reittherapie
Heilpädagogisches Reiten/Heilpädagogisches Arbeiten mit dem Pferd
Unter dem Oberbegriff Heilpädagogisches Reiten/Arbeiten mit dem Pferd (HPR/A) verstehen wir die gezielte Intervention in die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen mit Hilfe von Pferden/Ponys. Das Pferd ist in unserer Arbeit immer ein Partner mit eigenständigen Bedürfnissen, Kommunikation und artgerechten Kontaktangeboten. Im Beziehungsdreieck von Kind, Pferd und Therapeuten ist es Aufgabe des Therapeuten, die Anteile des Pferdes zur Förderung des Kindes oder des Jugendlichen zu sehen, zu deuten und nutzbar zu machen. Dabei übernimmt der Therapeut die zielorientierte Lenkung des Prozesses zugunsten des Kindes wie auch die Wahrung der Interessen des Pferdes.
HPR/A ist eine ganzheitliche Förderung, die motorische, psychomotorische, sensorische und emotionale Aspekte miteinander verbindet.
Als Methoden setzen wir alle Tätigkeiten rund um das Pferd und mit dem Pferd ein: Beobachten der Pferde in der Herde, Führen, Reiten in der Halle und im Gelände, Hindernisparcours, Geschicklichkeitsspiele, Rollenspiele, Füttern, Misten, Putzen usw.
Reiterliche Ausbildung und erlebnispädagogische Elemente sind ebenso im Programm wie Pflegen, Streicheln und Verwöhnen.
Zielgruppen sind:
Kinder und Jugendliche, die in der Jugendhilfe Olsberg untergebracht sind. Insbesondere z.B. solche
- mit dem Bedürfnis nach klarer Kommunikation,
- mit der Erfahrung von Misshandlungen, Missbrauch und anderer Traumata,
- mit Wahrnehmungsstörungen in unterschiedlichen Bereichen,
- mit Misstrauen gegenüber Erwachsenen,
- mit dem Bedürfnis nach Getragen werden,
- mit dem Bedürfnis nach angemessener Nähe und Distanz,
- mit Erfahrung in anderen Therapieformen und entsprechender Therapiemüdigkeit.
Rahmenbedingungen:
Derzeit stehen für die Arbeit vier für das HPR/A ausgebildete Pferde zur Verfügung, die auf den einrichtungseigenen Weiden und im Stall gehalten werden.
Stall, Reithalle und Gemeinschaftsraum erlauben das Arbeiten bei jedem Wetter. Die große Reithalle und die umliegenden Weiden ermöglichen den Pferden ihrem Bewegungsdrang nachzukommen und bieten vielfältige Reitmöglichkeiten. Das große nahe liegende Waldgebiet gibt uns Gelegenheit für Ausritte und spannende Erfahrungen in der Natur und Umwelt.
Zum Stall gehört eine kleine Schafherde. Diese Nutztiere werden von den Kindern ebenso beobachtet, versorgt und gepflegt wie die Stallkatzen. Dadurch lernen die Kinder, im angemessenen Rahmen Verantwortung zu übernehmen und ihr Verhalten mit Blick auf die Art und die Bedürfnisse der Tiere zu steuern.
Die Betreuung im HPR/A erfolgt in Einzel- oder Zweierstunden sowie in verschiedenen Gruppenkonstellationen innerhalb der Intensivgruppen. Nach Absprache ist eine „Schnupperstunde" mit dem betreuenden Erzieher möglich.
Tiervorstellungen

Flicka
Hallo! Mein Name ist Flicka. Ich bin am 20.04.1993 geboren und lebe schon seit 2000 bei der Jugendhilfe. Ich bin eine Haflingerstute und habe gern das Sagen. Trotzdem kannst du dich gut auf mich verlassen und meinen traumhaften Galopp genießen.

Haleggur von Ellenbach
Ich bin ein Wallach namens Haleggur und ich stamme vom Isländergestüt Ellenbach. Daher mein Adelstitel. Geboren wurde ich am 19.05.1996. Ich bin von Geburt an auf dem linken Auge blind, was mich aber nicht weiter stört. Zu Beginn bin ich etwas schüchtern, aber wer mich richtig kennen gelernt hat, kann auf mir ganz schön flott reiten. Seit 2004 gehöre ich zum Team.

Ted
Mein Name ist Ted und ich bin ein Irish Tinker. Geboren wurde ich am 01.01.2008 und bin somit das Nesthäkchen der Herde. Daher muss ich noch viel lernen. Trotzdem kann ich schon Kinder tragen und lasse mich lieb führen. Mein Markenzeichen sind die langen Haare an den Beinen, die beim Laufen so schön mitschwingen. Wenn du mir was Gutes tun möchtest, kraul mich unter der lockigen Mähne.
Einsatz von Nutztieren in der Pädagogik
Momentan halten wir zwei Waldschafe, davon eine weibliches und einen Bock. Auch Lämmer aus eigener Zucht gab es schon. Schafe eignen sich besonders zur pädagogischen Arbeit, da sie einen hohen Aufforderungscharakter besitzen und durch die kuschelige, weiche Wolle sehr ansprechend sind. Die Schafe sind nicht von Natur aus zahm, sondern behalten ihre Scheu lange bei. Dadurch lernen die Kinder im Kontakt zu ihnen, Geduld zu haben. Sie müssen vorsichtig auf die Schafe zugehen und ihre Impulsivität besser steuern.

Ist ein Schaf, wie unser Bock „Manni“ von Geburt an den Umgang mit Menschen gewöhnt, kann dieses auch verschiedene Aufgaben lernen. So können die größeren Kinder und Jugendlichen sogar mit ihm mit Strick und Halfter spazieren gehen. Manni hat bereits einige Tricks gelernt und lässt sich genussvoll die Wolle bürsten.
Der Unterschied zwischen Nutz-und Haustieren liegt darin, dass unsere Schafe auch einen landwirtschaftlichen Nutzen haben. Sie werden genauso geliebt, gepflegt und versorgt wie die Pferde und die Katze. Die Kinder und Jugendlichen werden in alle notwendigen Tätigkeiten rund um die Schafhaltung eingebunden.